WAS SAGT DIE BIBEL

CooL ist mitbeteiligt bei Gesprächen rund um die Bibel

Gewisse Bibelstellen werden von Menschen, die gleichgeschlechtlichen Beziehungen ablehnend gegenüberstehen, in Gesprächen zu Homosexualität und Glaube immer wieder zitiert. Andere werden als positive Beispiele vorgebracht. Einige grundsätzliche Überlegungen:

Jede Person, die sich auf die biblischen Texte beziehen will, muss den gleichen Massstab für alle Texte anwenden. Wem als Begründung für ein Gebot ausreicht, dass etwas in der Bibel steht, muss sich an jedes Wort halten. Wer eine andere Interpretationsmethode verwendet, muss diese auch auf die ganze Bibel anwenden können.

Es lohnt sich, die Logik einer Argumentation im Zusammenhang zu überdenken.
Gewisse Leute schliessen aus dem Bericht, Gott habe Mann und Frau geschaffen, dass die heterosexuelle Ehe legitimiert sei. Aber das Eheverständnis, das uns aus den biblischen Texten entgegenkommt, unterscheidet sich von unserem heutigen markant. (Gen. 24; Gen. 29,15-30; Eph. 5, 22-24)

Die in Zusammenhang mit ablehnenden Voten zitierten Bibeltexte reden immer nur von einzelnen sexuellen Akten, nicht von Beziehungen. Sie stellen die Wahl des Partners / der Partnerin als eine freie Willensentscheidung dar. Heute wissen wir, dass es Menschen gibt, die sich vorwiegend bis ausschliesslich vom eigenen Geschlecht angezogen fühlen.

Die biblischen Texte reden auch von inniger Zuneigung zwischen zwei Menschen des gleichen Geschlechts. David und Jonathan waren beide verheiratet, aber sie standen sich gegenseitig sehr nahe (1. Sam.18; 1. Sam.20; 2. Sam.1). Ihre Beziehung wird mit Worten beschrieben, die der Sprache des Hoheliedes erstaunlich nahe steht. Dass Ruth wieder geheiratet hat, ist kein Grund, ihre Beziehung zu Noemi gering zu schätzen. Eine kinderlose Witwe war damals in einer allzu prekären Situation, um lange ledig zu bleiben. Die Worte, die sie zu Noemi spricht, haben unzählige Ehepaare als Trauspruch gewählt: Wo du hingehst, da will auch ich hingehen… (Ruth 1,16).

Die vielzitierten Bibelstellen:

Leviticus (3. Mose) 18, 22 und 20,13

Wer Kapitel 17-20 im Zusammenhang liest, merkt, wie uns da völlig fremde Vorschriften und solche, die auch heute noch Sinn machen, bunt durcheinander begegnen. Auch der frömmste Metzger wird die Blutwürste nicht aus dem Sortiment nehmen (17,10), und eine Bäuerin im biologischen Landbau wird trotz 19,19 nicht auf Monokulturen umstellen.

Genesis (1. Mose) 19 (vgl. Richter 19)

Hier geht es um Vergewaltigung und den Bruch des Gastrechts. Vgl. auch Ezechiel 16,49.

Alle Stellen im Neuen Testament stammen aus Briefen, die Paulus zugeschrieben werden. Paulus hatte sich als junger Mann intensiv mit der jüdischen Gesetzgebung beschäftigt. In der griechischen Welt in der er lebte, gab es Sex zwischen Männern bzw. zwischen Männern und männlichen Jugendlichen. Aber gerade in der stoischen Philosophie, deren Ethik Paulus kannte, wurden diese Praktiken kritisiert. In gewissen Bereichen war Paulus ein sehr innovativer Theologe. Was aber Geschlechtsrollen betrifft, war er konservativ (vgl. 1.Kor.11,2-16), und sexuelle Beziehungen schätzte er gering (1.Kor. 7,1-9).

Römerbrief 1,26-27

Am Anfang des Römerbriefs argumentiert Paulus, dass die Menschen statt den Schöpfer die Geschöpfe anbeteten und dass deswegen die ganze Welt auf dem Kopf stünde. Eines aus einer ganzen Liste von Symptomen sind bestimmte sexuelle Praktiken (übrigens die einzige Stelle, in der möglicherweise auch von Sex zwischen Frauen gesprochen wird).

1. Korinther 6,9 und 1. Timotheus 1,10

Unter anderem werden „Solche“ , die sich zu Männlichem legen“ genannt. Die Lasterkataloge sind stoischen Aufzählungen auffallend ähnlich. Vermutlich wurden hier einfach vorhandene Vorlagen übernommen, ohne lang über die einzelnen Anschuldigungen nachzudenken.

Die negative Einschätzung lässt sich nicht wegdiskutieren, aber wer sich darauf berufen will, sollte andere Aussagen bei Paulus genauso wörtlich nehmen.

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